Wissenswertes - sunka-hundeschule

Direkt zum Seiteninhalt
Wissenswertes
Links / Geschichten / Erfahrungen / Weisheiten und gutgemeinte Raschläge:
"am anderen Ende der Leine"

Links:

Wir arbeiten mit folgenden Hundeschulen nach NF-Philosophie zusammen:

Claudia Mundt "Who let the dogs out" https://wholetthedogsout-basel.ch/
Heidi Wood + Mike Ford "Hundeschule Froescher" https://www.hundeschule-froescher.com/

Die Sache mit dem Leinenruck

 
Der Leinenruck ist leider auch heute noch ein gängiges Mittel zur Erziehung des Hundes. Oftmals als Korrektur oder Leinenimpuls verharmlost, ist der Leinenruck gekennzeichnet durch einen kräftigen Ruck an der Leine, meist in Kombination mit einem Halsband. Hier eine Erklärung, warum du die Sache mit dem Leinenruck nochmal überdenken solltest.

 
Der Leinenruck ist für den Hund nicht nur eine unangenehme bis sehr schmerzhafte, sondern vor allem auch gesundheitlich höchst schädigende Einwirkung auf einen sehr empfindlichen Körperteil.
 
Zum Einsatz kommt der Leinenruck immer dann, wenn der Hund aus Sicht des Menschen etwas falsch, nicht richtig, nicht schnell genug, etc. macht.

 
Der Ruck wird schnell zum Selbstläufer

 
Meist entwickelt sich das Rucken zu einem Selbstläufer. So wird ein Hund während eines ganz normalen Spaziergangs ständig, in den unterschiedlichsten Situationen und für die verschiedensten Verhaltensweisen geruckt:

 
     
  • Wenn      er durch die Tür nach draußen drängelt
  •  
  • Wenn      er einen ihm bekannten Menschen/Hund begrüßen will und zu diesem hinzieht
  •  
  • Wenn      er an der Leine zieht
  •  
  • Wenn      er einen anderen Hund anbellt
  •  
  • Wenn      er an der Straße Sitz machen soll
  •  
  • Wenn      er weitergehen soll
  •  
  • Wenn      er unaufmerksam ist

 
Diese Liste ließe sich noch um einiges erweitern.
 
Glaubst du wirklich, dass dein Hund diese Art der Erziehung versteht?


 
Versteht dein Hund den Leinenruck?

 
Dazu müsste er jeden Ruck mit seinem vermeintlichen Fehlverhalten in Verbindung bringen können. Er müsste nicht nur bei jedem Ruck wissen, was er falsch gemacht hat, sondern auch, wie er sich in Zukunft (aus Sicht des Menschen) besser verhalten soll. Und zwar ohne, dass der Mensch ihm das wirklich beigebracht hätte. Die Erfolgsaussichten des dauernden Leinenrucks sind also ziemlich mies.

 
Der Leinenruck als Erziehungsmethode ist nicht nur unfair und aufgrund von möglichen Fehlverknüpfungen und der gesundheitlichen Auswirkungen gefährlich, er ist zudem auch nicht vom Hund zu verstehen und völlig unnötig.
 
Natürlich gibt es Hunde, die ihr „Fehlverhalten“ aufgrund dieser Erziehungsmethode einstellen. Dies liegt aber nicht daran, dass sie verstanden hätten, worum es geht. Diese Hunde sind einfach so sensibel, dass sie sich gut in ihrem Verhalten hemmen lassen und lieber gar nichts mehr machen, als einen Fehler zu begehen. Eine sehr unschöne Art, sein Leben als Hund zu verbringen.

 
Es gibt jede Menge Alternativen, die oben genannten Situationen gewaltfrei und ohne gesundheitlich schädigende Erziehungsmaßnamen zu trainieren. Der Leinenruck hat in der modernen Hundeerziehung nichts zu suchen.
 
Dabei spielt es übrigens keine Rolle, wie der Leinenruck entsteht. Ob du an der Leine ruckst oder dein Hund immer wieder in die Leine rennt: Beides ist schädlich für deinen Hund (und genau deswegen ist die Leinenführigkeit auch für kleine und leichte Hunde ein MUSS).  Zumindest aber den Leinenruck durch dich selbst kannst du verhindern und an der Leinenführigkeit lässt sich arbeiten.
 
Trotzdem trifft man leider immer noch auf Menschen, die den Leinenruck und auch seine Auswirkungen verharmlosen und von gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen nichts wissen wollen.


 
Ein kleiner Ruck schadet ja nicht

 
Sehr häufig hört man, dass dem Hund der Leinenruck nicht schadet, nicht schmerzhaft sei und auch nicht zu Verletzungen führen kann, weil der Hund eine stark ausgeprägte Halsmuskulatur besäße. Schließlich stammt der Hund ja vom Wolf ab und dieser ist ein Beutegreifer und benötigt eine gute Halsmuskulatur, um seine Beute zerreißen und fressen zu können. Nur mal angenommen, wir würden vom Wolf auf den Hund schließen und der Wolf besäße tatsächlich diese ausgeprägte Halsmuskulatur, dann bleibt immer noch der Umstand, dass Muskulatur Training benötigt, um kräftig und gut ausgebildet zu sein. Bei einem Wolf, der tatsächlich noch selbst für seine Ernährung zu sorgen hat, mag das noch hinkommen, aber wann und wie trainiert unser Hund den diese Muskulatur? Welcher unserer Hunde ernährt sich denn heutzutage noch, indem er (große, schwere) Beutetiere erlegt und zerlegt? Wölfe erfahren auch eher selten einen Leinenruck. Wäre dies anders, wäre es für sie genauso schädlich wie für unsere Hunde.


 
Die Halsmuskulatur

 
Natürlich besitzt der Hund im Bereich des Halses Muskulatur. Diese ist aber im vorderen Bereich des Halses, also dort wo der Leinenruck wirkt (der Hund wird ja nach hinten und/oder oben geruckt) tatsächlich nicht besonders stark ausgebildet. Und ganz sicher ist sie nicht darauf ausgelegt, den Hund gegen Leinenrucke zu schützen. Die Nackenmuskulatur ist zwar stärker ausgeprägt (hier gibt es außerdem individuelle und rassebedingte Unterschiede), aber hier wirkt der Leinenruck ja “nur“ sekundär und außerdem: Auch der bestausgebildete Muskel kann natürlich geschädigt werden. Und vielleicht ist das, was ich als ausgeprägte Muskulatur erfühle, auch einfach ein aufgrund des ständigen Ruckens stark verspannter Halsmuskel?

 
Wird die Leine, bzw. das (Würge-)Halsband (in der Schweiz verboten, aber es muss kein explizites Würgehalsband sein!) nun noch bis unter das Kinn des Hundes gezogen (womöglich auch noch so, dass der Hund zusätzlich gewürgt wird), so sind die dort liegenden Strukturen (Venen, Lymphknoten, etc.) nun überhaupt nicht mehr durch Muskulatur geschützt. Die Schäden, die durch den Leinenruck entstehen können, sind vielfältig und nicht immer sofort ersichtlich. Spätfolgen sind oft erst nach Jahren erkennbar und werden natürlich nicht mehr mit dem Leinenruck als Ursache in Verbindung gebracht.


 
Risiken und Nebenwirkungen

 
Akute Folgen des Leinenrucks können sein: (Kopf-)Schmerzen, Muskelverspannungen, Mikrotraumen, Wirbelblockaden, Stauchung der Wirbel, Nervenschädigungen, Schädigung von Luft- und Speiseröhre, Kehlkopf, Schilddrüse, etc.
Spätfolgeschäden können sein: Arthrose, Bandscheibenvorfälle, Spondylosen, etc.
Außerdem Wesensveränderungen aufgrund der gesundheitlichen Folgen
.
Der Leinenruck ist also bei weitem alles andere als harmlos, auch dann nicht, wenn man ihn als Leinenimpuls verniedlicht.


 
Halsband oder Brustgeschirr

 
Zum Schluss noch eine kleine Anmerkung zum Thema Halsband oder Geschirr. Die Frage, ob der Hund lieber Halsband oder Geschirr tragen sollte, wurde schon häufig diskutiert und ist auch nicht Inhalt dieses Artikels. Trotzdem ist der Hund meiner Meinung nach und wenn keine gesundheitlichen oder andere triftige Gründe dagegen sprechen, mit einem Brustgeschirr besser bedient. Das gilt besonders für Hunde im Wachstum, nicht leinenführige Hunde, reaktive Hunde, Hunde, die dazu neigen, in die Leine zu springen oder wenn der Hund an langer Leine, Schleppleine oder Flexileine geführt wird. Und ein Ruck an der Leine lässt sich auch im Alltag oft nicht vermeiden und sei er noch so unbeabsichtigt, zum Beispiel indem man auf die Schleppleine tritt. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass das Brustgeschirr auch gut sitzt. Ein schlecht sitzendes Brustgeschirr kann ebenfalls negative Auswirkungen auf die Gesundheit deines Hundes haben.Und selbstverständlich sollte auch an einem Hund mit Brustgeschirr nicht herumgeruckt und gezogen werden.

 
Es kann so einfach sein. Du kannst also schon einen Beitrag zur Gesundheit deines Hundes leisten, einfach, indem du nicht an der Leine ruckst und deinen Hund zusätzlich an einem Brustgeschirr führst.
 


Felicitas Baudinot
Internationale Hundetrainerin nach Sheila Harper
NF Verhaltensberaterin
Sunka-Hundeschule
4417 Ziefen
+41 79 254 29 42

Zurück zum Seiteninhalt